Digitalisierung schnell bewerten und sinnvolles in Regelversorgung übernehmen
An vielen Stellen leistet die Digitalisierung bereits große Beiträge zu einer verbesserten und effizienteren Patientenversorgung. In der breiten Wahrnehmung erscheint die Digitalisierung, wie wir sie im privaten Bereich wahrnehmen und nutzen von der digitalen Nutzung in der Medizin an vielen Stellen noch immer ungenügend. Das Potenzial ist an vielen Stellen noch längst nicht ausgereizt. Viele lange verzögerte Elemente digitaler Medizin finden derzeit im Eiltempo ihren Weg in die Regelversorgung. Videokonsultationen zum Beispiel werden in breiterem Maße angewendet und können viele Fälle gut und angemessen beraten und zum Teil versorgen. Digitale Gesundheitsanwendungen können den Patienten seit Kurzem per Rezept verschrieben werden. Außerdem scheint die digitale Patientenakte (ePA) nun tatsächlich Realität zu werden und schon bald von allen Patienten nutzbar zu sein. All das sind positive Entwicklungen, die das Potenzial haben, unsere Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern.
An vielen weiteren Stellen ist eine Nachbesserung oder initiale Aktion dringend notwendig. Es ist beispielsweise kritisch anzumerken, dass der elektronische Arztausweis (eA), auch elektronischer Heilberufsausweis (eHBA) genannt eine große Herausforderung in der Einführung und Umsetzung bedeutet.
Damit die neuen und vorhandenen digitalen Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden können, muss an vielen Stellen ein stärkerer Fokus nicht nur auf den Funktionsumfang, sondern auch auf die Benutzerfreundlichkeit aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte gelegt werden. Bei vielen sinnvollen und dringend notwendigen Anwendungen finden sich die professionellen Nutzer in Mehrarbeit statt einer Arbeitserleichterung wieder. Ziel muss es sein, Zeit bei Verwaltungsprozessen einzusparen und damit mehr Zeit auch für die Zuwendung zum Patienten zu gewinnen. Das niedersächsiche Finanzministerium hat auch dem Sozialministerium Finanzen zur Ausgestalung der Digitalisierung zur Verfügung gestellt – sind diese Mittel verwendt worden? Wofür? in der Krankenversorgung ist keine wesentliche Innovation / Investition angekommen! Dies muss sich dringend ändern.
Die Sektorengrenzen oder allein schon die Wände eines einzelnen Krankenhauses oder einer Praxis sind nach wie vor schwer zu überwindende Hindernisse was Datenflüsse angeht. Einen Patienten auf komplett digitalem Wege von einem Krankenhaus in eine Arztpraxis zu entlassen bzw. andersherum einzuweisen, ist und bleibt derzeit noch ein Wunschdenken. Gleichzeitig wäre es nicht nur sicherer und komfortabler für den Patienten, sondern auch zeitsparender und zuverlässiger für die Ärztin und den Arzt.
Darüber hinaus muss die Ärztekammer Niedersachsen ein Katalysator und Anbieter für die digitale Fortbildung sein. Nur mit einem breiten und profunden Fachwissen können wir die Politik und die Verantwortlichen dazu bewegen, die ärztlich verantwortete Patientenversorgung digital zu erweitern und zu verbessern. Es muss eine Arbeitsumgebung geschaffen werden die nicht nur den medizinischen oder den digitalen Belangen entspricht, sondern beiden zugleich.
Theodor Uden
Arzt in Weiterbildung in der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, MHH Hannover
Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands im Hartmannbund
Mitglied des Landesvorstands Niedersachsen im Hartmannbund